Der erste Vorstand des TEV, Stefan Moser, stand wenige Wochen nach dem Abtauen im Eisstadion Miesbach zum Interview bereit. Wir sprechen über die Erste, den Nachwuchs und die allgemeine Entwicklung in der Bayernliga.
Stefan, die Saison liegt nun ein paar Wochen zurück. Sind die Batterien schon wieder aufgeladen?
(lacht) Noch nicht. Wir haben am 30.03. den letzten Eistag in Miesbach gehabt, an dem wir versucht haben, alle ausgefallenen Termine der Hobbymannschaften noch unterzubringen und an dem die Nachwuchsmannschaften mit Eltern/Kind-Spielen ihre internen Saisonabschlüsse hatten. Danach war es zehn Tage ein bisschen ruhiger. Jetzt sind wir mit vier Teams noch in Rosenheim beim Saisonabschluss-Turnier, so dass der Aufenthalt in den Eishallen etwas reduziert ist, aber noch gegenwärtig. Ich hoffe, dass an den Ostertagen die Batterien wieder komplett aufgeladen werden.
Wie bewertest du die Saison der ersten Mannschaft sportlich?
Zum Schluss zufriedenstellend. Insgesamt war es ein holpriger Start mit wenig Konstanz und relativer Unruhe ob der wechselhaften Ergebnisse. Leider mit der Konsequenz des Trainerwechsels, bei dem wir uns die Entscheidung nicht leicht gemacht haben, wir aber überzeugt sind, dass es für den sportlichen Erfolg die richtige Entscheidung war. Wir hatten turbulente Wochen, in denen Peter Kathan interimsweise übernommen hat bis Dusan Frosch seine Bereitschaft erklärt hat, die Saison zu Ende zu bringen. Dusan hat die Leistungen stabilisiert, vor allem in der Defensive. Er hat es geschafft trotz vieler Ausfälle von Leistungsträgern, dass wir einen zufriedenstellenden Saisonabschluss hatten, bei dem wir auf die Leistungen der Mannschaft stolz sein können. Die letzten sieben Heimspiele waren alle nahezu ausverkauft, wir haben also auch die entsprechende Honorierung bekommen. Im Großen und Ganzen also schon sehr zufriedenstellend.
Du hast die Defensive angesprochen, es gibt jetzt erneut Abgänge in der Abwehr. Wie kann man dem entgegenwirken, dass es nächste Saison besser läuft?
Ein gut ausgebildeter deutscher Verteidiger ist ein rares Gut. Egal ob in der DEL2, der Oberliga oder der Bayernliga. Es ist wirklich schwierig, da Führungsspieler mit Erfahrung an den Verein zu binden. Wir haben letztes Jahr erfahrene Abgänge in der Verteidigung gehabt mit Sebastian Deml und Matthias Bergmann. Zu Saisonbeginn haben wir dazu Johannes Bacher als Kapitän noch verloren, so war uns bewusst, dass wir dort dünn aufgestellt waren. Wir sind aber am Anfang der Saison bewusst das Risiko eingegangen, dass man den eigenen Jungen Spielzeit gibt, um sich zu entwickeln und zu sehen, ob sie den Leistungsstand Bayernliga spielen oder erreichen können. Nach weiterem Verletzungspech haben wir dann mit Petr Gulda nochmal nachjustiert. Er war sowohl menschlich als auch sportlich ein Glücksgriff und hat uns im Defensivverbund stabilisiert. Dazu hat man auch gesehen, dass die jungen Spieler das Vertrauen von Saisonbeginn dann auch zum Saisonende zurückgezahlt haben.
Die Bayernliga wird immer stärker. Wie siehst du die Entwicklung?
Die Entwicklung ist brutal. Das ist auch dem geschuldet, dass viele Vereine in der Bayernliga extrem gute Arbeit machen. Da muss man wirklich Respekt zollen. Insgesamt hat das was derzeit abläuft mit einer viertklassigen Amateurliga eigentlich nicht mehr viel zu tun. Ich habe das schon mehrfach bei den Ligentagungen angesprochen: Wenn die DNA vom TEV ist, dass wir mit möglichst vielen einheimischen Spielern spielen und es auch immer wieder schaffen trotz einem Nachwuchs, der vom Leistungsniveau Großteils im regionalen Bereich angesiedelt ist, immer wieder Spieler für die erste Mannschaft herauszubringen, ist es die Frage, ob es mittelfristig für uns reicht, um in dieser Liga vorne mitzuspielen. Die Professionalität nimmt zu, die Gehälter nehmen zu. Das Horror-Szenario der Erleichterung der Einbürgerung hat sich glücklicherweise nicht so dramatisch ausgewirkt wie vermutet. Trotzdem ist es so, dass immer wieder auch Einbürgerungen stattfinden, so dass die Beschränkung der Kontingentspieler auch etwas konterkariert wird. Der Aufwand für Spieler und die ehrenamtlich geführten Vereine wird immer größer. Ich sehe die Liga für Vereine, die hauptsächlich auf Spieler aus der eigenen Region setzen, schon gefährdet. Da muss man sehen, wo der Weg hinführt, ohne das Wohl des Vereins wirtschaftlich zu riskieren. Insgesamt ist es eine absolute Vorzeige-Liga mit super Zuschauerzahlen, immer mehr Professionalität, aber es ist eigentlich keine Amateur-Liga mehr.
Erding wird in die Oberliga aufsteigen. Burgau kommt aus der Landesliga dazu. Was bedeutet das für den TEV?
Grundsätzlich ist es so, dass die Entwicklung der Zuschauer- und auch Livestream-Zahlen absolut top ist. Da muss man Sebastian Höck und Simon Rentel ein großes Kompliment machen. Es ist auch Teil unseres internen Saisonabschlusses, dass wir uns mit der Organisation des Heimspieltages auseinandersetzen. Im Endeffekt fehlen uns auch „nur“ zwei Hauptrundenspiele gegen Erding. Erding hat es absolut verdient, das Stadion ist mindestens oberliga-reif. Die Mannschaft war top besetzt, freut mich, dass sie den Aufstieg sportlich geschafft haben. Für die Bayernliga ist dadurch aber auch ein bisschen der Druck aus dem Kessel. Erding leistet Top-Arbeit und geht jetzt nach oben. Wobei das Niveau der Bayernliga nochmal ansteigen wird, wenn auch vielleicht in der Spitze Erding fehlt. Bei Burgau fehlen uns noch ein bisschen die Informationen, weil sie in der Landesliga mit mehr als zwei Kontingentspielern angetreten sind. Da haben wir Anfang Mai eine Ligentagung, bei der man sehen muss, ob sich Burgau den übrigen 15 Vereinen anschließt, dass man nächste Saison wieder mit zwei Imports antritt. Da hoffen wir eigentlich alle drauf, weil es viel Ruhe bescheren würde und auch für die Außenwirkung der Liga wichtig ist. Ich gehe davon aus, dass durch den Aufstieg von Erding und einem fehlenden Absteiger aus der Oberliga Süd auch Pfaffenhofen als sportlicher Absteiger in der Liga bleibt. Dann hat man ein Konstrukt, bei dem die zwei Kontingentspieler hoffentlich von 15 Vereinen akzeptiert sind und die Hoffnung ist, dass sich auch Burgau anschließt. Allgemein ist Burgau ein neuer Farbfleck für die Liga, der die Bayernliga bereichern wird. Im Senioren-Bereich wird da super Arbeit geleistet. Wir freuen uns über frischen Wind. Es ist für den Sport ungesund, wenn es eine geschlossene Liga ist.
Einer der prägendsten Momente der Saison war sicher auch der Tod von Tobi Eder und die damit verbundene Trauerfeier im Miesbacher Eisstadion.
Ja, als Robert Eder an mich herangetreten und mich gefragt hat, ob wir bei der Trauerfeier unterstützen können, war der erste Reflex natürlich Hilfsbereitschaft. In den Gesprächen ist uns dann eigentlich erst bewusst geworden, dass wir diese Trauer intensiv in den Verein tragen. Was sich dann auch im Trauerredner Dieter Taffel und in der Organisation der Trauerfeier widergespiegelt hat. Das war schon etwas, was für den Verein auch belastend war. Als Beispiel: Unsere U9 kam vom Nachwuchsturnier in Füssen zurück wo auch den Kindern nahegebracht wurde, was ein Todesfall ist. Wir haben vom Verein festgelegt, dass wir ab der U11 Trauerflor machen und die U9 hat nach Füssen gefragt, ob sie auch mit Trauerflor auflaufen dürfen. Der Zusammenhalt im Verein für diese Mithilfe der Trauerfeier inklusive Unterstützungs-Zusagen von Vereinen im Ort, Stadt und Landkreis war dann eigentlich in einer schlimmen Situation wieder ein sehr gutes Gefühl. Es hat gezeigt, dass man in der schweren Stunde nicht alleine ist. Da war Familie Eder nicht allein und auch der TEV Miesbach nicht. Das war sehr schön, diesen Zuspruch zu erhalten. Wir haben aus der Situation das Bestmögliche gemacht.
Am Ende der Saison gab es auch noch das Abschiedsspiel für Sebastian Deml. Wie hast du diesen Tag empfunden?
Der Termin wurde einmal verschoben, beim zweiten Termin waren die Vorbereitungen dann nach Saisonende der Ersten etwas schleppend. Es ist aber auch etwas, was wir vernünftig auf die Beine gestellt haben. Alle Beteiligten waren begeistert. Auch die, die ein wirtschaftliches Risiko getragen haben wie beispielsweise unser Wirt Leo Hanke, haben es als sehr gelungenen Abend empfunden. So war es denke ich ein würdiger Abschluss der Laufbahn von Sebastian Deml. Auch hier: Die Brauerei spendet, die Bäckerei spendet, die Stadt spendet – alle tragen dazu bei, dass es ein würdiger Rahmen wird. Wir sind mit der Abrechnung noch nicht ganz fertig, aber es wird für den Nachwuchs ein Erlös übrigbleiben und die Teilnehmer hatten einen schönen Abend. Gelungene Veranstaltung.
Hast du ein persönliches Saison-Highlight?
Auf die erste Mannschaft bezogen wahrscheinlich in Sachen Stimmung, Ergebnis und Auftreten das Heimspiel gegen Peißenberg. Das war der Tag, an dem der Klassenerhalt sicher war! Dass man ein Hauptrundenspiel in dieser Konstellation um die Playoff-Teilnahme vor ausverkauftem Haus hat und sich dann sportlich so präsentiert, war phänomenal. Wir haben 2:0 gewonnen, ich saß im Urlaub mit wechselhaftem WLAN und habe es mir am Handy mit einem euphorischen Sebi als Kommentator angeschaut. Das war einfach brutal. An dem Tag hat sich die wirtschaftliche und sportliche Sorge mit dem Spiel gedreht.
Wir haben viel über die Erste gesprochen. Wie war die Arbeit im Nachwuchs letzte Saison und wie siehst du den TEV für die Zukunft aufgestellt?
Nachwuchs ist unsere Zukunft. Wir haben in den jungen Altersklassen einen extremen Zulauf, haben so viele Kinder, dass eine Eisfläche fast schon zu wenig ist, um alle unterzubringen. Da sind wir hochzufrieden, haben in den letzten 25 Jahren, in denen ich aktiv dabei bin, noch nie so einen Zulauf bekommen und auch so positive Rückmeldungen. In der Spitze hatten wir immer schon Qualität, in der Breite haben wir noch ein paar Probleme – vor allem in der U13, U15 und U17. Das fördert die Talente aber auch insofern, dass viele talentierte Spieler eine Altersklasse hochspielen können. So bekommen wir eine Förderung, dass die Kinder nicht viermal in der Woche Training haben, sondern sechsmal. Das merkt man den Spielern in der Entwicklung an. Wenn ein Elfjähriger mit Dreizehnjährigen spielt, ist er nach der Saison ein anderer Spieler. Wir sind auch mit der Nachwuchstrainer-Planung schon recht weit und hoffen nach Ostern auf die finalen Zusagen und wir dann im Mai mit dem Sommertraining starten können. Insgesamt sind wir mit Mona Ostermeier, die im Laufe der Saison für Özlem Meineke die Nachwuchsleitung übernommen hat, inklusive Julia Zorn als A-Trainerin und der Expertise von Markus Busch so aufgestellt, dass wir ein sehr hoffnungsvolles Konstrukt für die nächsten Jahre haben.
Danke für deine Zeit!